Meine neue Speisekammer und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz

Ich wollte ja schon immer eine klassische Speisekammer haben, ein kleines, kühles Kämmerlein mit direktem Zugang von der Küche, in dem in schicken Weckgläser eingekochtes, in rustikalen Holzkisten lagerfähiges und robusten Emailledosen hülsenfruchtiges aufbewahrt werden könnte, gerne mit einem echten Schinken der statt einer Glühbirne am Strick von der Decke baumelt und einem kleinen, gegen Fliegen vergitterten Fensterlein nach Norden, selbstverständlich, für Frischluftzufuhr. In dem Kämmerlein wäre dann auch genug Platz für die Backformen, die immer krachend aus meinem übervollen Küchenschrank purzeln, wenn ich den Kartoffeltopf raus hole sowie Platz für den Gärtopf der an den unmöglichsten Orten steht und immer im Weg.
Leider war mir eine derartige Speisekammer in allen modernen Mietswohnungen nie vergönnt, aber weil wir mittlerweile den Luxus von ZWEI Kellerabteilen (plus ein großzügiges Stück Dachboden) haben und ich einen sehr lieben, handwerklich geschickten Partner, bin ich mittlerweile im Besitz einer Art “Speisekeller”. Leider drei Stockwerke unterhalb meiner Küche, weswegen ich die Milch für das morgendliche Müsli erst holen kann, wenn ich mich angezogen habe. Aber immerhin: ein Lagerplatz für all die eingekochten Köstlichkeiten, einer ganzen Kiste Spaghetti, Mehl, Zucker, Hülsenfrüchte sowie Reis, Getränke aus dem Getränkemarkt sowie Milch, Milch, Milch, leider in Pappen. Gibt es H-Milch nicht im Glas?
Aber es lagern auch noch andere Sachen unten, zum Beispiel Wasser in Plastikflaschen, dass wir normalerweise nicht trinken, aber dass ich gerne auf Vorrat habe, falls mal nichts mehr aus dem Hahn kommt.
Kann nämlich durchaus mal passieren. Und weil ich ein Schwarzmaler bin, habe ich versucht mich auf eventuelle Zwischenfälle vorzubereiten. Sehr hilfreich ist dabei das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, das an meiner Lagerhaltung aber einiges zu bemängeln hätte.
So lagern wir nämlich im Moment nur 18 Liter Wasser unten. Für eine vierköpfige Familie viel zu wenig, vor allem wenn man damit noch die Hülsenfrüchte kochen will. Veranschlagt werden pro Person 28 Liter, für zwei Wochen. Warum ich mit dem Wasser relativ unentspannt sein sollte, hängt auch ein wenig mit meinem Wohnort zusammen. Stuttgart ist nämlich ein verkarstetes Wüstengebiet, unser Wasser muss den weiten Weg vom Bodensee nehmen bis es aus unserem Hahn sprudelt. Von den drei Brunnen im Wald plätscherte nach dem Jahrhundertsommer auch nur noch einer, ein ganz kleines bisschen, so dass es gerade für die Wildschweinsuhle gereicht hat. Hier ist wirklich nicht viel zu wollen, es gibt ja noch nicht mal Badeseen. Und Wasser aus dem Neckar halte ich für untrinkbar. Also: für den Notfall, Wasserflaschen bunkern.
Brennmaterial hätten wir auch gleich, denn die neue Speisekammer ist der alte Kohlenkeller und bei der Renovierung sowie seit vermutlich 40 Jahren erstmaligen Reinigung haben wir fast einen Eimer Steinkohle zusammengeklaubt, die unter den Brettern an der Seite schlummerten. Weil das ganze sehr staubig war, wurde kurzerhand alles geweißelt und der Boden mit spezieller Bodenfarbe versehen. Wir hatten einen Mordsspaß beim streichen, auch wenn es erstmal 10 Wischvorgänge brauchte, bis der Kohlenstaub entfernt war. Den Wischmob konnte ich danach wegschmeißen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt übrigens Campingkocher statt Kohleofen, wegen Kohlenmonoxid und so.
Und allerhand weiterer Dinge, zum Beispiel auch Eingedostes, damit man nicht noch mehr Flüssigkeit zum Kochen verbraucht. Linsen mit Suppengrün sind da ganz praktisch sowie der gute alte Feuertopf. Klar, Fertiggericht, aber wenn die Wohnung kalt und dunkel ist, kann es genau das sein, was einem vor dem Wahnsinn rettet.
Natürlich gibt es immer Leute, die noch einen Schritt weiter gehen. Das sind die sogenannten “Prepper“, die sich aber nicht nur auf eine normale Katastrophe wie Schneechaos oder so vorbereiten, sondern auch auf den Zusammenbruch der Gesellschaft, die Zombieapokalypse und Ähnliches. Die haben dann auch Schusswaffen unterm Bett. Das ist jetzt nicht so mein Thema, aber Lebensmittel auf Vorrat da zu haben ist sicherlich nie schlecht. Und sei es weil man wegen fieser Grippe den Wocheneinkauf nicht schafft.
Und zum Abschluss noch was zur Unterhaltung:
Leave a Reply